„Die ePA für alle kann ein Wendepunkt in der medizinischen Versorgung sein“

Elektronische Patientenakte für alle startet Anfang 2025

Online-Pressekonferenz zur ePA für alle
© KVWL

Dortmund, 28.10.2024 – Bald geht’s los: Ab dem 15. Januar 2025 wird die „elektronische Patientenakte (ePA) für alle“ in einer vierwöchigen Pilotphase im Praxisbetrieb erprobt, im Anschluss erfolgt der bundesweite Start. Die ePA soll Informationen insbesondere zu Befunden, Diagnosen sowie zu durchgeführten Therapiemaßnahmen enthalten. Ziel ist es, dass Ärztinnen und Ärzte in Praxen und Krankenhäusern, aber auch Psychotherapeutinnen und -therapeuten alle relevanten Informationen und Dokumente auf einen Blick zur Verfügung haben. Am Montag informierte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) im Rahmen einer Online-Pressekonferenz über die digitale Massenanwendung.

Dicke, papiergefüllte Aktenordner mit Unterlagen zum eigenen Gesundheitszustand sollen künftig passé sein: 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland sollen ab 15. Januar 2025 eine elektronische Patientenakte erhalten – sofern sie nicht widersprechen. Im besten Fall entsteht in der ePA auf Dauer ein möglichst vollständiges Bild von der Gesundheitshistorie und des aktuellen Zustands des Patienten.

Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL: „Die Einführung der elektronischen Patientenakte kann ein Wendepunkt in der medizinischen Versorgung sein. Grundsätzlich stehen die KVWL-Mitglieder der Digitalisierung offen gegenüber. Die ePA für alle muss, um wirklich akzeptiert zu werden, eine gemeinsame Zielsetzung für Patienten und Ärzte haben: eine optimierte, fokussierte und am Ende zeitsparende Behandlung. Durch direkt verfügbare und umfangreiche Gesundheitsinformationen über den Patienten kann der Arzt – so die Grundidee – mit deutlich weniger Zeitaufwand die passende Behandlung und Medikation erstellen. Patienten profitieren von optimal abgestimmten Therapien und Praxisteams können effizienter arbeiten.“

KVWL beteiligt sich mit bis zu 50 Praxen an Pilotphase
Dr. Volker Schrage (stellv. Vorstandsvorsitzender, li.) und Dr. Dirk Spelmeyer (Vorstandsvorsitzender) sind vom Mehrwert der ePA überzeugt.

Neben dem großen Potenzial der elektronischen Patientenakte blickt die KVWL aber auch kritisch auf die Einführungsphase und wird diese als Modellregion ab Mitte Januar mit bis zu 50 Praxen engmaschig und konstruktiv begleiten. Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, erklärt dazu: „Damit die psychotherapeutischen sowie ärztlichen Praxen die ePA im Sinne einer besseren Behandlung von Patienten nutzen können, darf sie – abzüglich der üblichen Eingewöhnungszeit und Implementierung in die Praxisverwaltungssysteme – keine zusätzlichen Hürden für die Arbeitsabläufe erzeugen. Hier sind insbesondere die Anbieter der mehr als 100 Praxisverwaltungs-Software-Programme in der Pflicht, reibungslose Lösungen zu schaffen.“

Patienten tragen Verantwortung für Informationen

Eine große Verantwortung für den Erfolg der ePA tragen allerdings auch die Patienten. „Für sie ist es wichtig zu wissen, dass eine eigenständige Verwaltung ihrer ePA beziehungsweise eine Löschung von Informationen Auswirkungen auf ihre Behandlung haben kann. Möglicherweise verfügt der behandelnde Arzt oder Psychotherapeut dadurch beispielsweise nicht über Befunde, Diagnosen oder Medikationen, die entscheidend für eine passende Behandlung sind! Die Krankenkassen müssen ihre Mitglieder entsprechend informieren, die Aufklärungsarbeit kann nicht durch die Praxen erfolgen“, erklärt Dr. Volker Schrage.

Jakob Scholz (stellv. Bereichsleiter Digital Health) erläutert den Einführungsprozess der ePA.

Um die Praxen in Westfalen-Lippe möglichst gut und umfassend auf die ePA für alle vorzubereiten, hat die KVWL im Oktober eine großangelegte Informationskampagne gestartet. Flankiert werden die verschiedenen Maßnahmen von digitalen Informationsveranstaltungen. Hier stehen Expertinnen und Experten den Niedergelassenen mit Rat und Tat zur Seite, beantworten individuelle Fragen.

Dr. Dirk Spelmeyer: „Bei allen unterschiedlichen Sichtweisen und auch nachvollziehbaren Bedenken: Die Einführung der ePA für alle kann ein Booster für die medizinische Versorgung in Deutschland sein. Sie wird die Arbeit in den Praxen maßgeblich verändern! Konkret: weniger Akten und Papier, weniger Zeit am Telefon, weniger Wartezeit auf angeforderte Unterlagen, weniger Doppeluntersuchungen und gleichzeitig mehr Klarheit über die Medikation. Als Modellregion setzen wir uns als KVWL dafür ein, dass die Systeme in den Praxen von Anfang an sicher und praxistauglich sind. Unser Ziel: ressourcensparende und reibungslose Lösungen, die die Praxen entlasten und die Patientenversorgung spürbar verbessern.“

Zusammenfassend hält Dr. Volker Schrage fest: „Auch wenn es bei der Einführung mal ruckeln mag, wird die ePA am Ende einen Mehrwert für alle bieten. Bei der Einführung des elektronischen Rezeptes gab es zunächst auch ein paar kleinere Anlaufschwierigkeiten, heute ist der Einsatz aus dem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken!“ SL/DM

KVWL-Pressestelle