Nachwuchs für die Kinder- und Jugendmedizin: Kreis Herford und KVWL erweitern wegweisendes Förderprogramm

Kreis Herford/Dortmund, 11.03.2025 – Gute Nachrichten für Eltern im Kreis Herford: Der Kreis Herford und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) erweitern das überaus erfolgreiche Hausarzt-Programm „Mit Praxis zur Praxis“ auf den kinderärztlichen Bereich. Damit wollen Kreis und KVWL perspektivisch auch Kinderärztinnen und Kinderärzte für die ambulante Versorgung im Kreis Herford gewinnen, um die Versorgung langfristig sicherzustellen. Das Programm läuft vom 1. April 2025 bis zum 31. Dezember 2026.
Kreis Herford. „Wir sind hier vor der Lage, wie man im Rettungsdienst sagt“, betont Landrat Jürgen Müller. „Wir sorgen vor, bevor wir überhaupt in eine mögliche Unterversorgung hineinlaufen“.
Die Rede ist von der kinderärztlichen Versorgung im Kreis Herford. 25 Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte mit 19 Kassensitzen (Vollzeitäquivalente) arbeiten im Kreisgebiet.
Laut Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung gibt es im Kreis Herford damit eine gute Versorgung, so liegt der Versorgungsgrad bei 122 Prozent. Grundlage für den Versorgungsgrad ist die bundesweite Bedarfsplanungsrichtlinie mit vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegten Verhältniszahlen. Sie bestimmen, wie viele Einwohner pro Arzt in einem Planungsbereich zu versorgen sind. Zu berücksichtigen ist allerdings auch das Alter der niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte, mit dem sich ein zukünftiger Versorgungsgrad prognostizieren lässt. Die demografische Entwicklung gibt Kreis und KVWL jetzt Anlass zu handeln. Denn: Fast ein Drittel der Kinderärztinnen und Kinderärzte im Kreis Herford ist über 60 Jahre alt, ein weiteres Drittel über 55 Jahre. In naher Zukunft werden also einige Ärztinnen und Ärzte aus der ambulanten Versorgung ausscheiden.
„Uns ist bewusst, dass die Suche nach kinderärztlichen Kollegen und eine Praxisnachfolge herausfordernd ist. Mit dem Förderprogramm möchten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen, damit wir die Versorgung im kinderärztlichen Bereich auch langfristig sicherstellen können“, betont der Landrat.
Wie soll das gelingen? Im Jahr 2022 hat der Kreis gemeinsam mit der KVWL das Förderprogramm „Mit Praxis zur Praxis“ ins Leben gerufen. Es ermöglicht es Fachärztinnen und Fachärzten für Allgemeinmedizin und Innere Medizin, innerhalb eines Jahres Erfahrungen in der ambulanten Versorgung zu sammeln und den Berufseinstieg in die vertragsärztliche Versorgung vorzubereiten. Während dieser zwölf Monate arbeiten die „Praxismacher“ in sogenannten Mentoren-Praxen und besuchen begleitend Seminare, die ihnen wichtige Kenntnisse hinsichtlich der Führung einer Praxis vermitteln. Das Gehalt der hausärztlichen Praxismacher übernimmt die KVWL, die Lohnnebenkosten dieser Praxen erstattet der Kreis Herford.
Die bisherige Bilanz ist überaus erfolgreich: Von den bisherigen acht Absolventinnen und Absolventen des Programms – also den sogenannten Praxismachern – sind sieben direkt in der ambulanten Versorgung im Kreis Herford geblieben; lediglich eine Praxismacherin ist aus familiären Gründen aus dem Kreis abgewandert. Aktuell laufen zwei Förderungen, eine weitere ist geplant. Die beiden derzeitigen Praxismacher planen für den Sommer den Einstieg in die ambulante Versorgung.
Dieses Erfolgsmodell soll nun auch auf Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin ausgeweitet werden, um die kinderärztliche Versorgung im Kreis Herford zu stärken – und zwar in abgewandelter Form: Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Förderzeit von neun Monaten in bis zu zwei Mentoren-Praxen ausreichend ist, um den Berufseinstieg in die ambulante Versorgung vorzubereiten. Die Kosten für einen kinderärztlichen Praxismacher trägt der Kreis vollständig.
Die Bemühungen des Kreises in Bezug auf die hausärztliche Versorgung haben sich bereits ausgezahlt: Keine Kommune im Kreisgebiet gilt mehr als unterversorgt, zudem konnte der Altersschnitt der Hausärztinnen und Hausärzte gesenkt werden. Gute Aussichten, um auch in der kinderärztlichen Versorgung Erfolge zu erzielen, findet Dr. Hermann Lorenz, Bezirksstellenleiter der KVWL für Herford und Minden:
„Wir freuen uns, dass das Programm jetzt mit bis zu drei weiteren hausärztlichen Praxismachern fortgesetzt und um einen kinderärztlichen Praxismacher ergänzt wird. Es ist ein hervorragendes Instrument im Orchester der Fördermaßnahmen. Die Inhalte, die die Praxismacher in den Seminaren lernen, sind absolut praxisrelevant – im wahrsten Sinn des Wortes! Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen, denn einer der Absolventen, Dr. Ivo Neumann, hat kürzlich meine Praxis übernommen. Ein solch erfolgreiches Programm zur Stärkung der ambulanten Versorgung verdient es einfach, in die Verlängerung zu gehen.“
Landrat Jürgen Müller ist sich sicher, dass die neue Fördermaßnahme im Rahmen der kinderärztlichen Versorgung richtig und wichtig ist: „Wir stehen mit den Kinderärztinnen und Kinderärzten im Kreis im Austausch. Einzelne Praxen versorgen teilweise bis zu 9.000 Kinder. Das stellt eine enorme Belastung dar – und diese darf auf keinen Fall noch höher werden. Deshalb begrüßen auch die Kinderärztinnen und -ärzte die Bemühungen von Kreis und KVWL.“
Hinzu kommt: Im Kreis Herford ist die kinderärztliche Versorgung zwar laut Bedarfsplanung der KVWL gut aufgestellt, doch in weiten Teilen Ostwestfalens sieht das anders aus. „Manche umliegenden Kreise haben schon heute einen niedrigeren Versorgungsgrad. Und wir wissen von Fällen, in denen Familien teils lange auf einen Termin warten oder Schwierigkeiten haben, überhaupt eine Praxis zu finden“, betont Müller
Eine Situation, die der Kreis Herford gemeinsam mit der KVWL präventiv vermeiden möchte. „Wir freuen uns auf interessierte Praxismacher und den Programmstart!“, so der Landrat.
Weitere Informationen für Interessierte: www.kvwl.de/hausarztherford und www.kreis-herford.de/hausarztherford
Ansprechpartner für die Medien:
KVWL: Stefan Kuster, Pressesprecher, Tel. 0231 9432-3576, pressestelle@kvwl.de
Kreis Herford: Patrick Albrecht, Verwaltungsleitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 05221 13-1324, P.Albrecht@kreis-herford.de.
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Gemeinsame PM: Nachwuchs für die Kinder- und Jugendmedizin: Kreis Herford und KVWL erweitern wegweisendes Förderprogramm
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Foto zum erweiterten FörderprogrammStellten jetzt die Erweiterung des erfolgreichen Hausarztprogramms im Kreis Herford auf Kinderärzte vor (von links): Dr. Hermann Lorenz (Leiter KVWL-Bezirksstelle Minden), Constantin Rehers (Leiter KVWL-Team Nachwuchsförderung und Fördermaßnahmen), Marius Tönsmann (Kreis-Gesundheitsamt), Jürgen Müller (Landrat).