„PA“ – Kraftverstärker für die Teampraxis: KVWL startet Dialog zu neuem Arztassistenz-Beruf

KVWL im Dialog: Dr. Volker Schrage zu PA
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Dortmund, 11.10.2024. – Googelt man „PA“, erscheint als Erklärung unter anderem „Power Amplifier“, der Leistungsverstärker einer Musikanlage. PA steht aber auch für „Physician Assistant“, die Arztassistenz. Bei einem bundesweiten Vernetzungstreffen hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hierzu jetzt den Austausch mit Vertretern vieler Institutionen gesucht. Zwei neue Kurzfilme zu Ausbildung und Einsatz der PA sind zudem jetzt online. Dr. Volker Schrage, stellvertretender KVWL-Vorstandsvorsitzender: „Mit unserem Dialog wollen wir dem Berufsbild einen kräftigen Schub geben. Damit noch mehr PAs die Ärztinnen und Ärzte in den Praxen als Kraftverstärker unterstützen und sie dadurch entlasten.“ Er appelliert an die Niedergelassenen: „Stärken Sie mit PAs Ihre Praxis, machen Sie sie zur Teampraxis!“

Physician Assistants können nach Abschluss eines meist sechssemestrigen Studiums beispielsweise Anamnesen und Untersuchungen durchführen, Patienten umfassend beraten, sie über Eingriffe aufklären oder Maßnahmen und Befunde erklären; die letzte Verantwortung liegt dabei immer in ärztlicher Hand. Im Landesteil Westfalen-Lippe nimmt das Berufsbild und das Interesse der Praxen daran deutlich an Fahrt auf. Bei dem bundesweiten Vernetzungstreffen „KVWL im Dialog“ im Ärztehaus Dortmund tauschten sich rund 30 Teilnehmende von Kassenärztlichen Vereinigungen, Krankenkassen, Kammern, Verbänden, Ministerien und Instituten zu dem Thema aus. Dr. Schrage lädt auch darüber hinaus zum gegenseitigen Austausch ein: „Gemeinsam stärken wir mit der Ausbildung und dem Einsatz von PAs die ambulante Versorgung der Zukunft!“

Stärkung und Stoppschild nötig

Denn eine Stärkung ist laut Schrage dringend nötig: „Wir werden weniger Ärzte und mehr Patienten haben“, erläutert der stellvertretende KVWL-Chef, der selbst praktizierender Hausarzt ist: „Schon jetzt sind über 40 Prozent der Hausärzte in Westfalen-Lippe über 60 Jahre alt. Wir haben einen ärztlichen Nachwuchsmangel und einen Fachkräftemangel bei den Praxisteams. Und das bei zunehmend älteren und pflegebedürftigeren Patienten. Durch Bürokratisierung oder zunehmende Arzt-Patienten-Kontakte werden die Praxen übermäßig belastet. Dadurch rücken Diagnosestellung und Behandlung in den Hintergrund. Dagegen setzen wir nun ein Stoppschild!“

Modellprojekt: erste Erfolge

Die KVWL hat den hohen Stellenwert und das Leistungsvermögen der PAs für die ambulante Versorgung bereits früh erkannt. Gemeinsam mit der Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik Rheine (EUFH Rheine) und der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e. V. (DGPA) startete die KVWL im vergangenen Jahr ein zweijähriges Modellprojekt. Dr. Schrage über das aktuelle Zwischenfazit der zehn teilnehmenden Praxen: „Die Patienten sind ausgesprochen zufrieden mit dem Modellprojekt. Die dort eingesetzten Absolventen des Studiengangs können jetzt schon bis zu 30 Prozent der Patientenkontakte übernehmen – Tendenz steigend. Und die teilnehmenden Ärzte wollen sogar weitere PAs einstellen.“

KVWL im Dialog: Prof. Dr. Katharina Larisch, Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik (EUFH), Rheine
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Ausbildungsstandards gefragt

Prof. Dr. med. Katharina Larisch von der EUFH Rheine, Referentin beim Netzwerktreffen, appelliert: „Wir haben Ausbildungsstandards in der Pflege und bei den Ärzten – wir brauchen sie auch dringend bei den Physician Assistants. Denn ein einheitliches Kompetenzniveau führt zu mehr Klarheit, welche delegierbaren ärztlichen Tätigkeiten PA‘s routinemäßig übernehmen können.“ Seit fast 20 Jahren gibt es das sechs- bis achtsemestrige PA-Studium berufsbegleitend und in Vollzeit in Deutschland schon; im vergangenen Jahr waren 3.500 Studierende eingeschrieben. 2026 werden 6.000 PAs ihre Ausbildung beenden – „Wir brauchen sie dringend in der Versorgung“, sagt Schrage.

KVWL im Dialog: Lena Varelmann, Physician Assistant, Rheine
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Nicht „große Schwester oder kleiner Arzt“

Lena Varelmann (25) hat im vergangenen Jahr ihren Bachelor als Physician Assistant gemacht und arbeitet seitdem als PA in einer hausärztlichen Praxis in Rheine. Die PA-Vorteile aus ihrer Sicht: vielfältige und abwechslungsreiche Tätigkeiten, persönliche Weiterentwicklung, mehr Eigenständigkeit und eine enge Zusammenarbeit mit Arzt und Medizinischen Fachangestellten (MFA). Sie sagt: „Das Berufsbild der PA ist sehr wichtig für die Zukunft der Patientenversorgung. Ich finde es wichtig, dass man sowohl im Studium als auch in den Praxen mehr Werbung dafür macht, dass eine PA sehr gute Einsatzmöglichkeiten in der ambulanten Versorgung hat.“ Prof. Larisch pflichtet ihr hier bei. Mit Blick auf die Tatsache, dass angehende PAs auch aus dem Krankenhaus-Sektor kommen, unterstreicht Larisch: „PAs sind nicht die ‚große Schwester‘ oder der ‚kleine Arzt‘ – Physician Assistants sind Arztassistentinnen und Arztassistenten.“

PAs: Stützpfeiler für die Teampraxis

„PAs sind ein Stützpfeiler bei der Delegation ärztlicher Aufgaben in der Teampraxis“, ist sich Dr. Volker Schrage sicher. Zum Zukunftsmodell Teampraxis, in der Physician Assistants eine wesentliche Rolle spielen, hat die KVWL kürzlich ein Positionspapier veröffentlicht. Hier sind allerdings noch rechtliche Anpassungen nötig, um die Leistungen von PAs und anderen die ärztliche Tätigkeit unterstützende Berufsbilder zu finanzieren. Schrage: „Für die Abrechnung der Praxisteam-Leistungen ist vor allem die Einführung des Praxis-Patienten-Kontakts anstelle des Arzt-Patienten-Kontakts dringend notwendig!“

Schrage erläutert: „Teampraxis bedeutet vor allem fortschrittliche Delegation, Arbeitsteilung und Kooperation mit PAs und anderem weiterqualifizierten Personal. Dadurch verbessern wir die Betreuung der Patienten.“ Schrage ist sicher: „Teampraxen ermöglichen auch eine Ausweitung des Praxisangebots und eine Optimierung der Prozesse. Und bei alldem sind die PAs ganz vorne mit dabei.“ Den Einsatz von PAs will die KVWL gemeinsam mit den Partnern darum verstärkt ermöglichen und das Berufsbild dieses „Kraftverstärkers“ bekannter machen. Schrage: „Damit beim Googeln von PA der Physician Assistant bald ganz weit oben steht – das ist unser Ziel.“ – sk

KVWL-Pressestelle