Planetary Health: Best Practice
Auch wenn Ärzte und Psychotherapeuten (noch) nicht verpflichtet sind, die CO₂-Emissionen ihrer Praxen zu berechnen, möchten viele ihren Beitrag in punkto Nachhaltigkeit leisten. Gleichzeitig fühlen sich manche ohnmächtig angesichts der Dimension der Aufgabe. ,Wo soll ich anfangen?' ,Kann ich mir das finanziell überhaupt leisten?' sind nur beispielhafte Fragen, die sich einige stellen.
Mit unserem Praxis-Beispiel möchten wir Sie ermutigen, einfach loszulegen. Im Rahmen Ihrer individuellen Möglichkeiten. Ganz ohne Druck. Jeder Schritt zählt.
Welche Rolle können niedergelassene Ärzte beim Klimaschutz spielen?
Dr. Buldmann Dass die Klimakrise eine akute Bedrohung unserer Gesundheit ist, wissen wir seit Langem. Es wurde nur zu wenig darauf reagiert. Aus meiner Sicht können wir einen großen Beitrag dazu leisten, wenn es darum geht, ganz konkret ins Handeln zu kommen. Schließlich genießen wir das Vertrauen der Bevölkerung. Das können und sollten wir nutzen, beispielsweise indem wir unseren Patienten im Rahmen der Sprechstunde eine klimasensible Gesundheitsberatung bieten. Darin können wir ihnen erklären, dass sie durch eine Veränderung ihrer Lebensweise sowohl etwas für ihre Gesundheit als auch für den Klimaschutz tun. Gleichzeitig können wir selbst unmittelbar einen Beitrag leisten, indem wir die Klimabilanz unserer Praxen verbessern.
Mit welchen konkreten Maßnahmen lässt sich das erreichen?
B Sicher gibt es nicht den einen Königsweg, schließlich haben unterschiedliche Praxen unterschiedliche Voraussetzungen. In der Praxis, die mein Mann und ich in Bielefeld betreiben, haben wir gute Erfahrungen gemacht, indem wir einfach angefangen haben, dort etwas zu verändern, wo es uns persönlich leichtfiel. Als eine der ersten Maßnahmen haben wir beispielsweise alle Praxisleuchtmittel auf LED umgerüstet. In einem anderen Schritt haben wir uns dazu entschlossen, für unsere Hausbesuche ein E-Bike zu nutzen. Auch unsere Mitarbeiterinnen ziehen mit uns an einem Strang und kommen mit (E-)Fahrrädern in die Praxis.
Das allein führt aber noch nicht zu einer klimaneutralen Praxis.
B Das stimmt. Doch mit dem Klimarechner von Wilderness International kann jede Praxis herausfinden, wie sich mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel CO2 einsparen lässt. Was vielen gar nicht bewusst ist: Energie und Mobiliät in den Praxen sind wichtig, machen aber nur acht bis zehn Prozent aus. Den mit Abstand größten Teil der Treibhausgasemissionen in Arztpraxen verursachen mit rund 60 Prozent die Medikamente. Also wäre ein entscheidender Schritt, regelmäßig Medikamentenpläne zu überprüfen und wann immer möglich Verschreibungen zu reduzieren sowie Darreichungsformen zu ändern. Etwa bei dem besonders klimaschädlichen Dosieraerosolen. Hier sind Pulverinhalatoren oft eine medizinisch gleichwertige Alternative. Natürlich kann die Ärzteschaft allein die Klimakrise nicht stoppen, dennoch zählt auch ihr Beitrag.
Und wie sieht es in Ihrer Praxis aus? Haben Sie auch schon erste Schritte in Richtung Klimaschutz unternommen? Welche waren das? Was können Sie Kollegen mit auf den Weg geben? Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen einfach per E-Mail an . klima@kvwl.de