KVWL fordert angemessene Vergütung für digitale Prozesse
Dortmund, 28.08.2023. – Die Digitalisierung der ambulanten Versorgung muss die Arbeitsabläufe in den Praxen sinnvoll unterstützen und entlasten, damit wieder mehr Zeit für Diagnostik und Behandlung der Patienten bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen digitale Anwendungen ausreichend erprobt und ausgereift sein, bevor sie eingeführt werden. Zudem spricht sich die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) im Zuge der laufenden Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene für eine angemessene Vergütung von digitalen Prozessen aus.
Bisher haben digitale Anwendungen wie Stammdatenabgleich oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hauptsächlich bei Krankenkassen und Arbeitgebern für effizientere Verwaltungsabläufe gesorgt und damit zu Einsparungen in Millionenhöhe geführt. Der Aufwand liegt allerdings vor allem in den Praxen! Neue Tools wie die elektronische Patientenakte (ePA) und der elektronische Medikationsplan gehen über die reine Verwaltung hinaus und unterstützen Diagnostik und Therapie. Doch damit solche Anwendungen ein Erfolg werden können, braucht es klare Rahmenbedingungen. KVWL-Vorstand Thomas Müller: „Die Ärzte und Psychotherapeuten in Westfalen-Lippe stehen der Digitalisierung offen gegenüber. Aber sie wollen auf dem Weg dorthin vernünftig mitgenommen werden. Es kann nicht sein, dass die Politik Anwendungen unausgereift und vorschnell einführt. Das hat mit einer sinnvollen Digitalstrategie, die ein Baustein für eine zukunftsgerechte Versorgung sein muss, nichts zu tun. Hier muss schnell ein Kurswechsel her, wir benötigen eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben.“
Die Erwartungshaltung der Praxisteams bringt Thomas Müller deutlich auf den Punkt: „Die Technik muss schlicht funktionieren. Unausgereifte IT-Produkte kosten Zeit, Geld, Nerven und führen sicherlich nicht zur gewünschten Akzeptanz. Zudem darf der Gesetzgeber nicht ständig mit Sanktionen drohen, das muss endlich aufhören! Und die Politik muss endlich eine anständige Refinanzierung für die digitalen Prozesse schaffen – schnell und unbürokratisch.“
Statt der bisherigen Einzelvergütung der vielen notwendigen IT-Komponenten fordert die KVWL die Einführung einer Quartalspauschale in Höhe von 8.000 bis 10.000 Euro für alle Praxen. Finanziert werden kann diese Pauschale unter anderem aus den Einsparpotenzialen, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet – eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey beziffert sie auf 42 Milliarden Euro.
„PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“: Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen
Die KVWL veröffentlicht diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Titel „PraxenKollaps – Praxis weg. Gesundheit weg!“ Die Aktion soll auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam machen. Hintergrund sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene, die am 9. August gestartet sind.
Ein erster Höhepunkt der Aktion war am 18. August eine gemeinsame Krisensitzung der Vertreterversammlungen aller Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin sein. Den Forderungskatalog und weitere Infos finden Sie hier!