Seminartag zur Versorgungsqualität und Personalführung

Hausarzt-Programm „Mit Praxis zur Praxis“: ein Erfolgsmodell

Verantwortliche von KVWL und Kreis Herford zusammen mit den „Praxismachern“ und weiteren Ärztinnen und Ärzten der Region beim siebten Seminar-Tag des gemeinsamen Förderprogramms in Herford.
© Patrick Albrecht (Kreis Herford)
Hausarzt-Programm „Mit Praxis zur Praxis“: ein Erfolgsmodell

Kreis Herford/Dortmund, 19.01.2024 – Es ist ein einzigartiges Modell: Mit dem gemeinsamen Förderprogramm „Mit Praxis zur Praxis“ geben die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und der Kreis Herford Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, ein Jahr lang das Hausarztdasein in einer oder zwei entsprechenden Praxen zu testen. Anschließend entscheiden sie, ob sie zukünftig als Hausärztin oder Hausarzt arbeiten möchten oder nicht. Das Gehalt übernimmt während der zwölf Monate die KVWL. Der Kreis Herford unterstützt mit einem Vermittlungsnetzwerk plus Umzugskostenzuschuss oder Jobticket. On top nehmen die Praxismacherinnen und Praxismacher an einem begleitendenden Seminarprogramm teil, das sie auf das Hausarzt-Dasein vorbereitet.

Der insgesamt sechste dieser Seminartage fand nun im Herforder Denkwerk statt. Hier gaben Expertinnen und Experten der KVWL Tipps für ein gutes Qualitätsmanagement, zur organisierten Krebsfrüherkennung und für eine optimale Zusammenarbeit im Team. Dr. Hermann Lorenz, Leiter der KVWL-Bezirksstelle für die Kreise Minden-Lübbecke und Herford, präsentierte darüber hinaus die Aufgabengebiete der Bezirksstelle im regionalen Bereich.

An den Seminaren können alle Hausärztinnen und Hausärzte aus der Region teilnehmen. Unter den Teilnehmenden waren nun auch Dr. Anne-Kathrin Böske und Luisa Gerking. Die beiden Ärztinnen absolvieren gerade das gemeinsame Programm von KVWL und Kreis.

Erstgenannte ist erst seit wenigen Wochen „Praxismacherin“ in der Praxis Dr. Diekmann & Dr. Hense in Bünde. Sie betrachtet das Förderprogramm als Chance: "Ich war zuvor in der Akutversorgung einer Hamburger Klinik tätig. Die hausärztliche Arbeit unterscheidet sich davon nicht nur fachlich, sondern auch organisatorisch. Die Unterstützung durch das Förderprogramm und die Mentoren hilft mir – insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass ich mit meiner Familie aus Hamburg hergezogen bin und die gesundheitsversorgende Infrastruktur hier vor Ort erst noch genau kennenlernen muss“. Als gebürtige Bünderin kehrt die 36-Jährige nun in die Heimat zurück.

Und warum der Schritt aus der Klinik in die Hausarztpraxis? „Als Hausärztin begleite ich meine Patientinnen und Patienten sehr lange und sehe sie nicht nur dann, wenn es einen akuten Notfall gibt. Ich stelle die verschiedensten Diagnosen und habe mit diversen Fachrichtungen zu tun. Es ist spannend, persönlicher und abwechslungsreich“, erklärt Anne-Kathrin Böske.

KVWL-Bezirksstellenleiter Dr. Hermann Lorenz über den Seminar-Taq: „Ein lebendiges Qualitätsmanagement und eine gute Praxisorganisation sind für den Erfolg einer Praxis von unschätzbarem Wert. Für den ärztlichen Nachwuchs ist es ungemein wichtig zu lernen, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass effektives Arbeiten möglich ist.“ Auch die Beratung zum Thema Personal, der wichtigsten Ressource im Gesundheitswesen, sei für die Teilnehmenden „absolut hilfreich“ gewesen. Hermann Lorenz: „Gutes Personalmanagement senkt die Belastung in unserem Arztberuf enorm. Ich kann nur von Herzen sagen: Meine Mitarbeitenden sind das wertvollste Gut in meiner Praxis!“

Landrat Jürgen Müller ist von dem Erfolg des gemeinsamen Förderprogramms mit der KVWL zutiefst überzeugt: „Mittlerweile haben zwei Ärztinnen und ein Arzt das Programm erfolgreich absolviert. Für sie war der Input durch die Experten von KVWL und Kreis äußerst wertvoll. Man darf nicht vergessen: Die Hausärzte-Tätigkeit geht nicht selten auch mal über den medizinischen und fachlichen Bereich hinaus. Zu berücksichtigen sind die gesamte Praxisorganisation, Personalverantwortung, Abrechnungen und verschiedene Vorgaben und Richtlinien. Das alles sind oft Hürden für eine Gründung. Wir vereinen das alles in unserem Programm“, erklärt Jürgen Müller.

Um die hausärztliche Versorgung im Kreis Herford langfristig zu sichern, ist der Kreis auf vielen verschiedenen Ebenen unterwegs. Neben dem Hausarzt-Programm „Mit Praxis zur Praxis“ gibt es noch eine Niederlassungsförderung für neugegründete oder übernommene Praxen sowie verschiedene Modelle zur Förderung von Medizinstudenten.

Aktuell sind drei Praxismacherinnen im Hausarztprogramm dabei. Im April startet ein weiterer Praxismacher. Wer wie Anne-Kathrin Böske und Luisa Gerking am Förderprogramm von KVWL und Kreis Herford teilnehmen möchte, um den Hausarztberuf auszuüben, kann sich jederzeit bewerben

Das Hausarzt-Programm „Mit Praxis zur Praxis“ auf einen Blick

Wer?                          
Ärztinnen und Ärzte, die noch nicht (oder drei Jahre durchgehend nicht) ambulant in Westfalen-Lippe tätig waren

Was?                          
12 Monate lang zwei Hausarztpraxen kennenlernen (je 6 Monate), Einblicke und Anleitung zur Übernahme hausärztlicher Tätigkeit

Ziel?                           
Praxisübernahme oder Kooperation, dauerhafte Tätigkeit im Kreis Herford

Beginn?                     
jederzeit möglich

Umfang?                    
gerne Vollzeit, aber auch Teilzeit ist möglich

Bruttogehalt?            
7.500,- € monatlich, weitere Zuschüsse sind möglich

Voraussetzungen?    
abgeschlossene Facharztausbildung, Arztregistereintragung, max.55 Jahre alt

Weitere Infos:            
www.kvwl.de/hausarztherford und www.kreis-herford.de/hausarztherford.

KVWL-Pressestelle