Digi-Managerin
Neue Fortbildung für nicht-ärztliches Praxispersonal

Die KVWL bietet seit Mitte April 2023 zum ersten Mal eine Fortbildung zur Digi-Managerin für die Etablierung von Digitalisierungsbeauftragten in Arztpraxen und psychotherapeutischen Praxen an. Zielgruppe ist das nicht-ärztliche Praxispersonal.
Das Projekt, das Ende 2022 grünes Licht vom Bundesgesundheitsministerium erhalten hat und entsprechend gefördert wird, ist in Kooperation mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe und dem Lehrstuhl für Gesundheitsinformatik der Universität Witten/Herdecke entstanden.
Das sind die Inhalte der Fortbildung
Die Ausbildung der Digi-Managerin folgt einer Modul-Struktur. Der Fokus liegt in der Ausbildung von Multiplikatoren, die die eigenen Praxisabläufen digitalisieren und Ansprechpartnerinnen für die Digitalisierung der Patientenversorgung werden.
Erster Baustein des Digi-Managerin-Programms ist die Teilnahme am Wissensmodul. Die Digi-Managerinnen nehmen an Präsenz- und Online-Veranstaltungen zu den Themen
- Einführung eHealth und Digitalisierung
- Telematikinfrastruktur und ihre Anwendungen
- Telemedizin und digitale Gesundheitsversorgung
- Datenschutz und Informationssicherheit
- Digitaler Reifegrad und Digitalisierungsstrategie
teil.
Begleitende Übungen
Die Veranstaltungen werden durch Übungen begleitet, bei denen die Digi-Managerinnen das erlernte Wissen praxistauglich anwenden können. Zudem werden die Inhalte der Veranstaltungen, Hintergrundinformationen und hilfreiche Tipps auf einer digitalen Lernplattform (ILIAS-Lernplattform der Akademie) zur Verfügung gestellt. Eine Anrechenbarkeit auf das Curriculum „elektronische Praxiskommunikation“ der Ärztekammer WL ist nach erfolgreicher Prüfung möglich.
Wohin entwickelt sich die Telematikinfrastruktur?
Seit Mitte April 2023 läuft die deutschlandweit einzigartige Fortbildung zur Digi-Managerin. Aktuell beschäftigen sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Telematikinfrastruktur", dem dritten Teil der Modulreihe. Dieser Part umfasst neben dem Status Quo zur TI einen Blick auf die Zukunft der Telematikinfrastruktur.
Diesen Ausblick skizzierten Julia Schäfer und Timo Frank (gematik) in ihrem Online-Vortrag am 24. August vor rund 70 Teilnehmenden.
Der Vortrag ist neben umfassendem Wissenstransfer und Praxisbeispielen ein Austausch zwischen den Teilnehmenden und Referierenden – mit ausreichend Zeit für Rückfragen. Insbesondere beschäftigen die Teilnehmenden die Fragen, ob digitale Identitäten zukünftig die eGK ersetzen und wann im Rahmen des E-Rezepts Privatrezepte für Kassenpatienten möglich seien.
Die Teilnahme an diesem Wissensmodul ist der erste von zwei Bausteinen des Digi-Managerin-Programms und umfasst insgesamt vier inhaltliche Schwerpunkte.
Die Agenda: Modul 3 – 3. Tag: Telematikinfrastruktur
Teil 1: Ausblick TI
- TI 2.0
- Mobiler Zugang zu TI (Zukunftskonnektor)
- Digitalen Identitäten
Teil 2: Zukünftige TI-Anwendungen
- Weiterentwicklung E-Rezept
- TIM (TI-Messenger – der Kurznachrichtendienst für das Gesundheitswesen)
Teil 3: Strukturierte Daten im Gesundheitswesen
- Was sind strukturierte Daten?
- Medizinische Informationsobjekte (MIO)
Wie geht es jetzt weiter?
Im September schließt das Wissensmodul mit dem vierten und letzten Thema „Reifegradmodell und Digitalisierungsstrategie“, bevor die Fortbildung dann in den zweiten Teil - das Praxismodul - übergeht.
Zweiter Baustein des Digi-Managerin-Programms ist das Praxismodul. Hier erhalten die Teilnehmerinnen einen praktischen Bezug zu den bisher theoretisch erlernten Inhalten. Die „dipraxis“ der KVWL dient hierbei als Art Labor für die Digitalisierung von Prozessen und für die Auswahl digitaler Tools. In der dipraxis werden Schwerpunkt-Beratungen zu den Themen
- digitale Patienten-Journey,
- Auswahl digitaler Tools,
- TI-Anwendungen,
- IT-Sicherheit,
- digitale Reife und Digitalisierungsstrategie
durchgeführt. Den Kern des Praxismoduls bildet die Erhebung des Digitalisierungsgrads der Praxis mit Hilfe des digitalen Reifegradmodells der KVWL.
Die Teilnehmerinnen der Fortbildung investieren insgesamt 205 Stunden. Die Praxisinhaber erklären sich bereit, ihre Mitarbeiterin für diese anfallenden Schulungsstunden freizustellen. Dafür erhalten sie eine pauschale Aufwandsentschädigung in Höhe von 5.000 Euro.
Verbesserungsmöglichkeiten erkennen,
Digitalisierungsstrategien entwickeln
Die Digi-Managerin ist nach erfolgreichem Abschluss der Fortbildung in der Lage, das digitale Reifegradmodell der KVWL auf die eigenen Praxisabläufe anzuwenden und zu analysieren, wie digital der Praxisbetrieb abläuft. Ziel hierbei ist das Erkennen von Verbesserungsmöglichkeiten. In Zusammenarbeit mit dem Projektteam erarbeiten die Digi-Managerinnen praxisindividuelle Digitalisierungsstrategien, die den Praxisbetrieb verbessern.
Digitales Reifegradmodell
Die KVWL hat in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke ein Reifegradmodell zur Erhebung des Digitalisierungsgrads in Praxen entwickelt.
Das Modell misst Haupt- und Nebenfaktoren anhand von fünf Kategorien (Unternehmessteuerung, Infrastruktur, Behandlung & Therapie, Patientenlenkung und Administration). Die fünf Kategorien unterteilen sich in 50 Kriterien, die jeweils auf einer fünfstufigen Skala einzustufen sind.
Die Ergebnisse werden im nächsten Schritt anhand einer Grafik dargestellt. So erhalten die Praxen einen Überblick über ihren Digitalisierungsgrad und die Bereiche, in denen noch Verbesserungsbedarf besteht.
Digitales Reifegradmodell (Beispiel)

Die Fortbildung zur Digi-Managerin im Überblick:
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Das Projekt richtet sich an Praxen aus Westfalen-Lippe
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Der Praxisinhaber stimmt der Teilnahme zu
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Das Projekt richtet sich an das nicht-ärztliche Personal in Praxen
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Die Digi-Managerinnen werden für die Teilnahme am Projekt freigestellt (Umfang: 205 Stunden), dafür erhalten Praxen eine pauschale Aufwandsentschädigung in Höhe von 5.000 Euro
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Teilnahme an den Veranstaltungen des Wissensmoduls
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Teilnahme an Pflichtmodulen in der dipraxis
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Digitale Lerninhalte, Selbststudium und Prüfungen
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Die Zertifizierung zur Digi-Managerin erfolgt in einem zweistufigen Verfahren:
a) Prüfung des erlernten Wissens aus dem Modul 1
b) Praktische Prüfung durch Bewertung der erarbeiteten Digitalisierungsstrategie