Ein Fall für Zwei: Dieses PA-Duo sorgt für echte Entlastung

Modellprojekt untersucht den Einsatz von Physician Assistants in der ambulanten Versorgung

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Ein „Fall für Zwei“: Die angehenden Physician Assistants Julia Gniechwitz (li.) und Jule Hörmann.

Dortmund/Ochtrup, 30.03.2023 – In dieser Praxis gibt‘s gleich doppelte PA-Power… Julia Gniechwitz (38) und Jule Hörmann (25) sind aus der Gemeinschaftspraxis von Dr. Sebastian Gesenhues (42) nicht mehr wegzudenken. Die beiden Frauen arbeiten als angehende Physician Assistants – kurz PA. Was steckt hinter diesem noch jungen Berufsbild? Was unterscheidet den PA von der klassischen Medizinischen Fachangestellten (MFA)? Wie werden die Ärzte entlastet? Wir haben vor Ort nachgefragt.

Direkt am Marktplatz, im Herzen von Ochtrup, befindet sich die großräumige, zweigeschossige Gemeinschaftspraxis Gesenhues & Partner. Vom Parkplatz geht es durch eine Glasschiebetür hinein in die hellen und lichtdurchfluteten Räume. Das Praxisteam (zehn Ärztinnen und Ärzte, mehr als 50 Mitarbeitende) kümmert sich hier mit großer Leidenschaft um die Patienten.

Sie treffen am Ende des langen Flures auf Julia Gniechwitz und Jule Hörmann: In der Akutsprechstunde übernehmen die beiden Frauen die Steuerung, weisen den Patienten in den richtigen Behandlungsweg innerhalb der Praxis. Das spart den behandelnden Ärzten schon heute Zeit. Und Zeit ist ein wertvolles Gut. Was unterscheidet den PA-Job von einer MFA? „Wir übernehmen mehr Verantwortung in der medizinischen Versorgung der Patienten, kümmern uns beispielweise federführend um sämtliche Wundversorgungen, entlasten so die Ärztinnen und Ärzte. Klar ist aber auch: Eine gute Versorgung kann nur im Team gelingen – wir arbeiten hier alle Hand in Hand“, sagt Jule Hörmann, die das dreijährige Studium zum PA in Kürze beendet.

Julia Gniechwitz steht derweil noch ganz am Anfang, sie befindet sich im ersten Semester. „Ich wollte mich einfach persönlich weiterentwickeln, einen tieferen Einblick in Medizin und Versorgung bekommen. Nach den ersten Wochen kann ich schon sagen: Es war genau die richtige Entscheidung!“

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Hausarzt Dr. Gesenhues: „Wir werden immer mehr Aufgaben delegieren und Verantwortung abgeben müssen.“

Hausarzt Dr. Sebastian Gesenhues ist vom Konzept der Physician Assistants komplett überzeugt: „Delegation ist für uns innerhalb der Ärzteschaft ein sehr wichtiges Thema. In Zeiten von Ärztemangel werden wir zukünftig immer mehr Aufgaben delegieren, ein Stück Verantwortung abgeben müssen. Der Arzt wird immer mehr zum Behandlungsleiter, qualifiziertes Personal wird ihm künftig noch stärker zuarbeiten. Da befinden wir uns mitten in einem Prozess.“

Entschlossen ergänzt er: „An einem Grundsatz wird sich nie etwas ändern: Die Versorgungsqualität gegenüber den Patienten und Patientinnen wird immer an erster Stelle stehen.“ Wie sehr Dr. Gesenhues vom Berufsbild PA überzeugt ist, zeigt auch folgende Tatsache: Aus dem Fall für Zwei wird im Sommer ein Trio werden –  dann stößt eine weitere angehende Physician Assistant zum Team. – DM

PA-Modellprojekt startet am 1. April 2023

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Jule Hörmann: „Wir entlasten die Ärztinnen und Ärzte.“

Gemeinsam mit der Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik Rheine (EUFH) und der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e. V. (DGPA) startet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) am 1. April 2023 ein zweijähriges PA-Modellprojekt.

Während dieser Zeit soll wissenschaftlich belegt werden, wie sehr Physician Assistants (PA) Haus- und Facharztpraxen in der ambulanten Versorgung unterstützen können. Unter anderem wird untersucht, wie PA effektiv in die Arbeitsabläufe integriert werden können, wie sehr sie Ärzte dabei entlasten bzw. in welchem Umfang sich der Versorgungsumfang durch den PA-Einsatz erweitert. Zudem soll festgehalten werden, welche Aufgaben Ärzte delegieren können. Abschließend soll darüber hinaus die Patientenzufriedenheit ermittelt werden.

Das sagen die Projekt-Partner

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Julia Gniechwitz: „Genau die richtige Entscheidung!“

Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL: „Die ärztliche Arbeitskraft ist zu einer knappen Ressource geworden. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einer wachsenden Nachwuchsproblematik innerhalb der Ärzteschaft bis hin zu einem gleichzeitig steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung. Schon heute entlasten besonders qualifizierte MFA die niedergelassenen Ärzte, indem sie beispielsweise Hausbesuche übernehmen und Patienten eigenständig versorgen. Ein weiterer Stützpfeiler künftiger Delegation können Physician Assistants sein – das wollen wir mit diesem Projekt wissenschaftlich belegen.“

Prof. Dr. Katharina Larisch, Studiengangsleitung Physician Assistance an der EUFH: „Physician Assistants erhalten eine breite medizinische Ausbildung und sind weltweit vor allem im hausärztlichen Bereich tätig. Gemeinsam mit der KVWL und der DGPA starten wir sehr gerne dieses wichtige Projekt! Physician Assistants sind sicher nicht die Antwort auf die hohe Arbeitsbelastung der Hausärzte, aber sie stellen einen wichtigen Teil der Lösung dar.“

Daria Hunfeld, Vorstandsvorsitzende der DGPA: „Wir, die Deutsche Gesellschaft für Physician Assistants, unterstützen das Modellprojekt ausdrücklich. Wir müssen die künftige Patientenversorgung neu denken und sicherstellen. Physician Assistants sind für den ambulanten Sektor eine gute Chance. Für mich persönlich ist das Berufsbild einzigartig, spannend und innovativ!“

Pressemitteilung zum Download

KVWL-Pressestelle